Regionaler Planungschef mahnt bessere Infrastruktur an

Neuhaus-Warten­berg: Keine Investi­tion wird Abwan­derung ver-hin­dern – wer bleiben will, soll aber best­möglich leben kön­nen

Andreas Berkn­er, Chef der regionalen Pla­nungsstelle im Pla­nungsver­band Leipzig-West­sach­sen, spricht heute in der LVZ über die Her­aus­forderun­gen für die ländlichen Räume in Sach­sen. Er mah­nt dabei ins­beson­dere eine bessere S‑Bahn-Anbindung und einen schnelleren Bre­it­band-Aus­bau an. Luise Neuhaus-Warten­berg, Sprecherin der Links­frak­tion für Handw­erk, Mit­tel­stand und Touris­mus, kom­men­tiert:

Das Leben auf dem Land kön­nte so schön sein – wäre da nicht diese Infra­struk­tur! Seit einem guten Jahr touren mein Team und ich mit unserem mobilen Büro durch Nord­sach­sen. Unsere Ein­drücke deck­en sich mit denen, die Andreas Berkn­er schildert. Je weit­er man von ein­er großen oder mit­tleren Stadt ent­fer­nt ist, desto stärk­er sind der Struk­tur­wan­del und die man­gel­nde Investi­tions­bere­itschaft der let­zten Jahrzehnte spür­bar. Und ja, es ist ein Unter­schied, ob man in Delitzsch, Tor­gau oder Eilen­burg auf einem gut gefüll­ten Markt ins Gespräch kom­men will oder in einem Ort, in dem es außer dem Blu­mengeschäft mit Grabgesteck­en keinen einzi­gen Laden mehr gibt. Dort sind viele Men­schen entwed­er so ent­täuscht von „denen da oben“, dass sie jedes Inter­esse an der Poli­tik ver­loren haben, oder es ist generell so wenig los, dass die Men­schen schon gar nicht mehr darauf acht­en, ob etwas Neues passiert. Die Men­schen haben es aber ver­di­ent, dass man ihnen zuhört und sie ein­bindet, auch wenn sie vor allem schildern, was alles „Mist“ ist.

Völ­lig klar, kein Investi­tion­spro­gramm der Welt wird ver­hin­dern kön­nen, dass bes­timmte Land­striche Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­er ver­lieren. Den­noch soll­ten wir weit­er dafür kämpfen, dass diejeni­gen, die bleiben wollen, so gut wie möglich leben kön­nen. Dazu braucht es den Mut, Neues auszupro­bieren, und den Willen, Geld in die Hand zu nehmen. Andere Regio­nen in Europa, zum Beispiel Südtirol, machen uns das vor. Dort funk­tion­iert der öffentliche Nahverkehr, sodass so gut wie nie­mand ein Auto braucht. Dor­flä­den wer­den staatlich sub­ven­tion­iert.

Auch bei uns sollte im kle­in­sten Dorf noch ein Bus abfahren, soll­ten die Dinge des täglichen Bedarfs erre­ich­bar und das Netz nicht lahm sein.